Das ehemalige Gemeindegebiet von Osterwitz ist 4.534 ha groß und besitzt derzeit nur mehr 147 Einwohner, es kommen somit auf einen Einwohner ca. 30 ha Land. Derzeit gibt es nur mehr 13 im Voll- und 7 im Nebenerwerb bewirtschaftete Bauernhöfe, die nahezu ausnahmslos Forst- und Viehwirtschaft betreiben.
Anfang des 19. Jhdts. betrug die Einwohnerzahl von Osterwitz 400 - 500 (im Sommer bis 800) Personen in 46 Bauernhöfen und einer Vielzahl von Ausgedinge-, bzw. Almherder- und Köhlerkeuschen. Auf den Höfen gab es zahlreiches Gesinde und die Familien hatten viele Kinder. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Verkauf vieler Höfe an die Herrschaft Liechtenstein, deren Besitz im Gemeindegebiet derzeit 2.000 ha umfasst.
Die Armut der Almbauern und aller sonstigen Gemeindebewohner war sprichwörtlich. Da Wald wegen der Schwierigkeit der Verbringung des Holzes ins Tal sehr wenig Wert besaß und da die kargen Grundflächen im Wesentlichen nur eine bescheidene Eigenversorgung zuließen, gab es kaum Geld für die notwendigen Anschaffungen. Nur der gelegentliche Verkauf eines Rindes oder Schweines und das Liefern von Butter ins Tal (mit der Buckelkraxe) ermöglichte den sparsamen Einkauf von Salz, Zucker, Petroleum etc. Fast alle Lebens- und Bedarfsmittel (z.B. Seife) wurden selbst erzeugt. Um die Jahrhundertwende erreichte die Not auf den Höfen ein so großes Ausmaß, daß nahezu alle hoch verschuldet waren, wobei „hoch“ bereits Summen von wenigen Gulden, bzw. ab 1892 Kronen und ab 1924 Schilling, bedeutete.
Bei Betrachtung der heutigen Bauernhöfe, Gastronomiebetriebe und Forstwirtschaften in Osterwitz sind - im Gegensatz zu früher - in den Wirtschaftsweisen kaum mehr Unterschiede zu Betrieben in Tallagen feststellbar. Wie ein langjähriger Besucher und Kenner der Gemeinde feststellte, "leben die Osterwitzer zwar auf, aber nicht hinter dem Berg"! Nahezu alle Kinder und Jugendlichen besuchen weiterbildende Schulen oder erlernen ein Handwerk, die meisten Anwesen, und dort vor allem die Stallungen, sind nach modernen Erfordernissen ausgebaut und werden fortschrittlich bewirtschaftet. Neben zeitgemäßer und mit hohem Maschineneinsatz gestalteter Forstwirtschaft wird in der Landwirtschaft hauptsächlich Rinderzucht betrieben, wobei die allermeisten Höfe als "Biobetriebe" geführt und entsprechend kontrolliert werden. Da Almgras als Futter besonders würziges Fleisch liefert, ist Styria Beef aus Osterwitz bekannt und begehrt. Viele Höfe betreiben Selbstvermarktung und der Kundenstamm reicht oft weit - so z.B. auch in den Wiener Raum.
Nachdem der Gasthof Holm seit dem Tod des Besitzers Bernhard Unger schon seit 2005 geschossen ist, hat ab 2013 auch der weitum bekannte und geschätzte Gasthof Zach leider nur mehr auf Anfrage für Gruppen, Feste und Sonderveranstaltungen geöffnet, die Unterkunfts- bzw. Pensionsmöglichkeiten bleiben aufrecht.
Weitere sehr gute Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten bieten auch der Bio- und Gesundheitshof "Schoberhof" sowie die urige Almhütte "Trahütter-Hütte"; beide ebenfalls mit gutem Service und sehr guter bodenständiger Küche mit Nahrungsmitteln überwiegend aus eigener, bzw. bäuerlicher, Erzeugung.
Das soziale und kulturelle Leben der Gemeinde ist rege, jeder der daran teilnehmen mag, findet dazu in verschiedenen Vereinen und bei diversen Festen und Veranstaltungen reichlich Gelegenheit. Auch für die Jugend gibt es viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, und Langweile herrscht in Osterwitz so gut wie nie.
Die Verkehrswege von und nach Osterwitz sind gut ausgebaut. Der Winterdienst ist hervorragend, sodass es für Auspendler auch bei schwierigen Witterungsbedingungen im allgemeinen kein Problem darstellt, rechtzeitig zur Arbeitsstelle ins Tal zu kommen. Das Wohnen in Osterwitz ist durch Qualitäts- und Traditionsbewusstsein geprägt. Viele alte Bauernhäuser wurden liebevoll restauriert und modernen Wohnverhältnissen angeglichen, neue Häuser wurden und werden, der Landschaft angepasst, stilgerecht errichtet. Vereinzelt können auf Gebäuden noch alte Schindeldächer bewundert werden.
Bei der Betrachtung von Osterwitz heute sollen aber auch die aktuellen Sorgen der Gemeindebürger nicht verheimlicht oder verniedlicht werden: Die allgemein schwierige Einkommenssituation der Bauernhöfe führt trotz Förderungen zu weiteren Rückgängen in der Landwirtschaft und so wird auch in Osterwitz die Zahl der Vollerwerbsbetriebe wahrscheinlich weiter abnehmen. Für eine Reihe von Höfen sind keine landwirtschaftlich interessierten Erben in Sicht und generell bereitet der Rückgang an Geburten den Gemeindeverantwortlichen große Sorgen. Die Kinderzahl ist in Osterwitz in den letzten Jahrzehnten so stark zurückgegangen, dass 2010 die Volksschule geschlossen wurde und die wenigen verbleibenden Schüler mit dem Schulbus in Nachbargemeinden auspendeln müssen.
Zusammenfassend kann zum "Leben in Osterwitz heute" ohne Übertreibung festgestellt werden, dass Osterwitz trotz mancherlei Sorgen ein Ortsteil der Stadtgemeinde Deutschlandsberg mit hoher Lebensqualität und auch Lebensfreude ist; ein Ort zum Wohlfühlen besonders für Menschen, die ein Leben in der Natur, in dörflicher Gemeinschaft und fern von Trubel, Lärm und Hektik schätzen. Der Leser/die Leserin dieser Zeilen ist herzlich eingeladen, sich davon selbst zu überzeugen! Gerfried Pongratz |